Spanischkurs und feuerspuckende Berge

19.02.23- 12.03.23

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 Antigua eine der bekanntesten und in der Vergangenheit auch bedeutendsten Städte Zentralamerikas, da sie über 2 Jahrhunderte die Hauptstadt und Haupthandelszentrum der spanischen Kolonien Zentralamerikas war. Heute prägt das historische Zentrum welches unter UNESCO Weltkulturerbe steht, das Stadtbild. Schön anzuschauen aber besonders die schrecklichen Straßen motivierten mich mein Rad während meines Aufenthalts nicht anzurühren.

In Antigua angekommen wartete schon gleich am nächsten Tag ein zwei wöchiger Sprachkurs auf mich. Nach der ganzen Fahrradfahrerei war dies eine gewonnene Abwechslung und ich freute mich sehr darauf. Zudem war es auch bitter notwendig mein „Straßenspanisch“, mit dem ich zumindest nicht verhungerte und nach einem Schlafplatz fragen konnte, auf ein höheres Level anzuheben. Zudem bin ich von Natur aus ein kommunikativer Mensch, sodass es für mich überaus schade war, mich mit den Einheimischen kaum unterhalten zu können, um mehr von Ihnen zu erfahren. Aber nun sollte sich das ändern!

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Kurz zusammengefasst: Der Spanischkurs war super und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe viele neue Bekanntschaften gemacht und interessante Menschen kennen gelernt. Leider waren die zwei Wochen Spanisch einfach zu wenig, um meinen Wortschatz auf ein deutlich höheres Level zu bringen. Da ich aber noch viele Monate in spanischsprachigen Ländern unterwegs sein werde, war der Kurs trotzdem hilfreich und gab mir mehr Sicherheit in Gesprächen mit den Menschen. Langfristig kann ich somit mein Spanisch definitiv verbessern.

Antigua ist nicht nur eine wunderschöne Stadt, sondern auch Anlaufpunkt für internationale Touristen. Gerade die unzähligen qualitativ hochwertigen (so wird zumindest geworben, da dort ein besonders reines und dialektfreies Spanisch beigebracht wird) Sprachschulen, die verhältnismäßig günstig sind, ziehen alle möglichen spanischinteressierten Menschen an. So traf ich auch auf viele weitere Radreisende, die hier eine Pause machten, um ihr Spanisch aufzubessern. Willi, mit dem ich bereits durch Mexiko reiste, war ebenfalls nach Antigua gekommen und lud mich mehrfach zum Essen bei seinem Warmshowers Host ein oder wir besuchten mit weiteren Freunden von der Sprachschule ein lokales Fußballspiel.

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Auch Mikkel und Gustav aus Dänemark waren in Antigua und waren genauso wie ich heiß darauf, den berühmten Vulkan „Fuego“ nahe der Stadt anzusehen. Zusammen mit Jose dem Warmshowers Host vom Lago Attitlan machten wir uns zu viert am Wochenende zum 3976m hohen „Acatenango“ auf, der zusammen mit dem Vulkan „Fuego“ einen Doppelvulkan bildet. Da der „Acatenango“ ungefähr 200 Meter höher als der „Fuego“ und seit Jahren inaktiv ist, hat man vom Gipfel aus einen fantastischen Blick auf den „Fuego“, der verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk (im 15 Minuten Takt) ausbricht.

Am Gipfel schlugen wir unsere Zelte auf und beobachteten in der Dunkelheit das fantastische Naturschauspiel. Sehr beeindruckend waren die Geräuschkulisse und die Erschütterungen, die wir die ganze Nacht über deutlich wahrnehmen konnten. In der Nacht machten sich bei mir die ersten Anzeichen durch die Höhe bemerkbar und ich bekam Kopfschmerzen und leichte Übelkeit, die jedoch sobald wir die Zelte abgebaut hatten und den atemberaubenden Sonnenaufgang betrachteten, komplett vergessen waren. Das war bisher wahrscheinlich eine meiner außergewöhnlichsten Naturerfahrungen, die ich bisher machen durfte. Auch der Zusammenhalt unserer Gruppe trug einen großen Teil dazu bei, dass diese Wanderung ein unvergessliches Abenteuer für mich bleiben wird.

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In der zweiten Woche der Sprachschule ergab sich, dass ich eine Grundschule einer benachbarten Ortschaft besuchen konnte, um dort vor den jungen Schülern einen sehr kindgerechten Motivationsvortrag zu halten. Bei der Einstiegsfrage, was sie für Träume hätten, kamen neben dem Wunsch: „einmal auf einem Einhorn zu reiten“, auch sehr rührende Antworten wie: „Anderen Menschen helfen ein gesundes und glückliches Leben zu führen!“ Die Kids schweiften teilweise komplett vom Thema ab und sprachen nur noch über Fußball und Lionel Messi, als ich erklärte, dass ich mit dem Fahrrad nach Argentinien fahren würde. Trotz dessen glaube ich, dass die Kinder die Botschaft Menschen Mut zu machen und an sich zu glauben, verstanden haben. Am Ende meines Besuches wollte jedes der Kinder, mein Autogramm in seinem Hausaufgabenheft und umarmten sie mich alle im Pulk.

Dieser Besuch in der Grundschule war ein weiteres Highlight für mich und etwas ganz Besonderes fürs Herz.

Neben dem Besuch der Grundschule ermöglichte mir meine Spanischlehrerin Dulce ihre Großmutter zu interviewen, die seit 15 Jahren an einem unheilbaren Krebsleiden erkrankt ist und laut Aussagen der Ärzte nicht einmal das erste Jahr überleben würde. Das Treffen mit ihr zeigte mir, wieviel ein positives Mindset und die Eigenschaft für kleine Dinge dankbar zu sein, ausmachen. Sie sagte mir, wie gut es ihr gehe, wenn sie fröhlich sei und wie sie an schlechten Tagen den Krebs deutlich wahrnimmt. Zudem spricht Dulces Großmutter regelmäßig vor Kindern und Erwachsenen in einer Kirchengruppe, um von ihrer Situation und ihren Erfahrungen zu berichten. Ihr liegt es am Herzen, so viele Menschen wie möglich, mit ihrer positiven Denkweise zu erreichen.

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Eigentlich war mein Plan nach der zwei wöchigen Sprachschule Antigua zu verlassen und weiter zu reisen. Doch wie ich so oft erlebt habe, kommt es meist anders als geplant. Nachdem ich vom Markt wahrscheinlich verunreinigtes Obst gegessen hatte, bekam ich in den darauffolgenden Tagen schwere Magenprobleme. Glücklicherweise konnte ich bei Thomas dem Warmshowers Host, den ich schon von Willi kennen gelernt hatte, unterkommen. Thomas war super herzlich und half mir Arzttermine zu organisieren und stellte mir sein Gästezimmer so lange, wie meine Genesung dauern würde, zur Verfügung. Thomas war lange Jahre weltweit mit seinem Fahrrad unterwegs und lebt seit zwei Jahren mit seiner kleinen Tochter in Antigua. Dort beherbergt er regelmäßig Radreisende. In meiner Zeit in Antigua habe ich bei Thomas unterschiedliche Reisende und total interessante Menschen kennen gelernt. Mit seiner herzlichen Art schuf er einen tollen Ort der Begegnungen. In den letzten Tagen meiner Genesung, wohnten Jelle und seine Freundin Marie für ein paar Tage mit uns.

IMG 20230311 201055Jelle will alle 7 Summits (die 7 höchsten Berge aller Kontinente) besteigen und gelangt nur mit eigener Muskelkraft dorthin. Er geht zu Fuß, fährt mit dem Fahrrad oder mit dem Segel oder Ruderboot übers Wasser. Nachdem er schon 4 der Seven Summits, darunter auch den Mount Everest bestiegen hat, ist er aktuell auf dem Weg zum „Denali“ in Alaska, den höchsten Berg Nordamerikas, den er, wenn alles klappt, im Sommer 2024 besteigen wird. Auf seinem Weg nach Südamerika möchte er dann auch den Meeresabschnitt von Panama nach Columbien entlang des „Darien Gap“ mit einem Ruderboot überwinden. Da er ein zweisitziges Ruderboot besitzt und Unterstützung benötigt, habe ich ihn gebeten, mich als ehemalig begeisterten Leistungsruderer in die enge Auswahl zu nehmen, mit ihm diesen Abschnitt zu bestreiten. Ich habe mich mit Jelle super verstanden. Auch er hat eine rührende Geschichte, die ihn dazu antreibt, sein Projekt durchzuführen. In unseren Gesprächen sprühte es nur so von Begeisterung und Lebensfreude. Lustig ist, dass Jelles Fahrrad auch von der „VSF Fahrradmanufaktur“ gesponsert wurde und in der gleichen Farbe ist wie meines.

IMG 20230301 193941IMG 20230301 193941Nach nun insgesamt 3 ereignisreichen, berührenden und verbindenden Wochen in Antigua brach ich auf, um meine Reise in Richtung Panama und durch die nun gefährlichen Länder Zentralamerikas fortzusetzen.

So geht es weiter!

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