Über mich

Kindheit

Am 15.05.1990 kam ich in einem kleinen Ort in der Nähe des Bodensees zur Welt. In meiner frühen Jugend erprobte ich mich in den verschiedensten Sportarten, ohne die richtige Disziplin für mich zu finden. Schon immer war ich zu groß für mein Alter, bereits mit 2 Jahren maß ich knapp einen Meter. Ich fühlte mich wie in einem zu großen Körper, worunter meine Motorik litt.

Darius Braun im Baden-Württemberg 8terRuder 8er des Landesruderverbands Baden-Württemberg (Darius Braun 5. Person von rechts)

 

Mein Weg zum Leistungssport

Mit 11 kam ich zum Rudern und hatte das erste Mal das Gefühl zu etwas zugehörig zu sein, da ich sehr gut darin war. Mein Trainer erkannte schnell mein Potenzial, wodurch ich in das Jugendteam des Baden-Württemberg-Kaders aufgenommen wurde und bald mit täglichem Training in den Leistungssport überging. Dort war das Ziel einen Titel bei den deutschen Meisterschaften zu erstreiten. Plötzlich musste ich jedoch feststellen, dass mit mir etwas nicht in Ordnung war. Meine schulischen Leistungen ließen nach und auch beim Sport kam es des Öfteren zu Ausfällen. Doch bei ärztlichen Untersuchungen vermutete man lediglich die hormonellen Veränderungen eines Jugendlichen. Dennoch nahmen meine Beschwerden Tag für Tag zu und meine Klassenkameraden begannen mich gänzlich auszuschließen und zu mobben.

Erkrankung 

Einen Tag nach den Qualifikationen zu den deutschen Meisterschaften plagten mich extreme Kopfschmerzen, die sich wie Speerstöße in meinem Schädel anfühlten. Als ich am Tag darauf die Schule besuchen sollte, gelang es mir, wegen der anhaltenden Kopfschmerzen kaum die Augen zu öffnen und mein Gleichgewicht zu halten. Bei dem Finden von Worten geriet ich dauerhaft ins Stottern, ich fühlte mich, als hätte ich jede Kontrolle über mich selbst verloren. An diesem Tag wurde ich von einem Arzt zum nächsten geschickt, bis mir dann am Ende des Tages nach einer MRT-Untersuchung gesagt wurde, dass ich einen Tumor von der Größe einer Kartoffel an meinem Stammhirn hätte. Die Ärzte sagten, dass umgehend eine Operation erfolgen müsste, da dies sonst meine letzte Woche sei. Gleich am nächsten Tag wurde der Gehirntumor innerhalb einer 8-stündigen Operation vollends entfernt. Am ganzen Körper verkabelt, mit einem Schlauch im Kopf und einem vom Hals bis zum Herzen, wachte ich in der Intensiv-Station auf und musste bemerken, dass meine linke Seite gelähmt war.

Tumorbild 2

Meine Genesung in der Reha

Dank meiner Fitness, die ich mir durch den Leistungssport erarbeitet hatte, verbrachte ich lediglich 10 Tage im Krankenhaus und wurde an meinem 15. Geburtstag entlassen. Einen Tag lang war ich zu Hause, konnte jedoch nicht laufen und mir war es kaum möglich, mich zu artikulieren. Danach folgte ein dreimonatiger Aufenthalt in einer Reha-Klinik, wo ich erneut die Grundlagen der Motorik erlernen musste. Im Fokus stand die Grobmotorik, an der Feinmotorik konnte ich noch nicht arbeiten. In der Klinik teilten die Ärzte die Auffassung, dass ich mich glücklich schätzen könne, wenn ich wieder in der Lage wäre mich richtig zu bewegen, einen Hauptschulabschluss zu schaffen und eventuell eine Ausbildung zu machen. Ich solle nicht traurig sein, wenn ich keine weiteren sportlichen Erfolge erzielen könne und damit zufrieden sein, dass ich nicht schwerbehindert sei. Damals wandte sich der Chef-Arzt an mich und meinte, dass nach dem vierten Jahr nach meiner Operation keine motorischen Besserungen mehr zu erwarten seien und sehr wahrscheinlich sichtbare Schäden im Bewegungsapparat erhalten bleiben würden.

Tumorbild 1

Neuanfag

Nach über drei Monaten konnte ich wieder die Schule besuchen, jedoch, war das Gymnasium nun für mich stark überfordernd, weshalb ich in die Hauptschule wechselte und dort einen sehr guten Abschluss machte. Von diesem Zeitpunkt an, hatte ich wieder das Gefühl voll durchstarten zu können. Im kommenden Schuljahr besuchte ich die Realschule und in den Herbstferien machte ich mit meiner Familie einen Wanderurlaub auf Mallorca. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch kein zuverlässiges Gleichgewichtsgefühl und war nach wie vor unsicher auf den Beinen. Dadurch wurden die meisten Wanderungen für mich zu einer großen Herausforderung, die ich trotzdem meistern wollte.

Rückschlag

Bei dem Queren einer Felswand am letzten Tag rutschte ich ab und fiel mehrere Meter tief in ein Geröllfeld. Als ich von dem Schock wieder erwachte, fühlte ich, dass mein Arm in zwei Teile gebrochen war. Da es nicht mehr möglich war, ins Tal zu gelangen, musste ich von der Bergwacht mit einem Rettungshubschrauber vom Berg in das nächstgelegene Krankenhaus, in Palma geflogen werden. Dort wurde mir ein provisorischer Gips angelegt, damit ich am nächsten Tag nach Deutschland ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Eine Röntgen-Aufnahme ergab, dass mein Ellbogen in Trümmern lag, worauf eine etwa 5-stündige Operation folgte. Der Eingriff verlief überraschend gut, doch die Nerven meines linken Armes waren durchtrennt und meine Hand erneut komplett gelähmt.

Darius Braun Undtrotzdem

Zurückkämpfen

Meine Ärzte gingen davon aus, dass ich in den nächsten zwei Monaten meine Hand wieder bewegen könnte. Dies bestätigte sich leider nicht. Selbst durch moderne Reizstromtherapien tat sich vorerst nichts. Auch mittels täglicher Konzentrations- und manueller Therapieübungen für meine linke Hand wollte keine Besserung eintreten. Selbst der Krankengymnast gab seine Hoffnung auf, wollte jedoch noch so lange mit mir üben, wie ich gewillt war dies zu tun. Nach mehr als 11 Monaten gelang es mir zum ersten Mal, dass die Nervenimpulse in meiner Hand ankamen, doch niemand sonst glaubte, dass dies wirklich der Fall sein könnte. Innerhalb der darauf folgenden Wochen nahm mein Gefühl stetig zu und nach einem weiteren Monat, lies sich meine Hand, wieder bewegen. Somit hatte ich meine zweite große Hürde überwunden.

Schulische Laufbahn mit Rückschlägen

Aufgrund meiner guten Leistungen in der Realschule konnte ich das technische Gymnasium besuchen und mich vollends auf meine schulische Laufbahn konzentrieren, auch wenn mir klar war, dass dies eine schwere Herausforderung werden würde. Der Weg zum Abitur, war für mich durch die Folgen des Gehirntumors mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. Starke Konzentrationsprobleme musste ich zum Beispiel durch vielfaches Wiederholen von Aufgaben ausgleichen. Wegen eines fehlenden Punktes bestand ich die Abiturprüfung auf den ersten Anlauf nicht. Es kostete mich enorme emotionale Anstrengung, das 13. Schuljahr zu wiederholen. Heute bin ich froh, dass ich diesen Weg noch einmal gegangen bin und das Abitur mit Erfolg bestehen konnte.

Lehramtstudium

Meine schulische Laufbahn, die durch meine Erkrankung und ihre Folgen geprägt war, motivierte mich den Beruf als Lehrer auszuwählen um Schülern Mut zu machen, sie zu Unterstützen und empathisch auf ihrem nicht immer geradlinigen Weg zu begleiten. Mein Weg durch mein Lehramtstudium, sowie durch das anschließende Referendariat war wieder von nahezu unüberwindbaren Steinen, die mir in den Weg gelegt wurden geprägt. Trotz aller Schwierigkeiten schloss ich mein Studium gut ab und darf mich seit der erfolgreichen Beendigung des Referendariats staatlich geprüfter Lehrer nennen.

Neuorientierung

Nach dieser für mich körperlich wie auch seelisch unheimlich kraftraubenden und anspruchsvollen Zeit, entschloss ich mich vorerst einen anderen Weg einzuschlagen und mir mehr Zeit für mich zu nehmen. Ich reiste 4 Monate durch Südostasien und machte dort abseits von großen Touristenströmen einige Dschungel-Trekkingtouren und bestand das ein oder andere kleine Abenteuer. Kurz vor dieser Tour bekam ich die Zusage für einen großen deutschen Wanderreiseanbieter als Reiseleiter zu arbeiten. Eineinhalb Jahre lang führte ich Wander- und Studienreisegruppen durch Norwegen, Österreich, Griechenland und Zypern. Während dieser Tätigkeit verstärkte sich mein großer Traum: die Panamericana mit dem Fahrrad zu befahren. Im Sommer 2020 sollte mein Abenteuer beginnen, doch dann kam Corona und mir wurde schon wieder ein Strich durch die Rechnung gezogen. Seitdem die Welt durch das Virus lahmgelegt wurde, arbeite ich als Lehrer und freue mich darauf, mir nach 2 Jahren des Wartens nun diesen Sommer meinen Traum zu erfüllen.

Aufbruch in ein neues Leben

Da mein bisheriger Lebensweg darin bestand, permanent gesetzte Grenzen zu überwinden, möchte ich nun ein Leben führen, in welchem ich mein eigenes Limit bestimme. Meine optimistische Sicht auf das Leben gepaart mit meiner Willensstärke, bietet mir die Grundlage, auch diese Grenzsteine immer weiter zu verrücken. Trotz meiner, erst 31 Jahre, kann ich mich aufgrund meiner außergewöhnlichen Geschichte und meiner Fähigkeit an schwere Situationen anzupassen, für andere inspirierend sein. Da ich viele Personen mit ähnlichen Erfahrungen kenne, die sich eher in Depressionen stürzen, möchte ich eine Motivation für andere sein, ihre eigenen Hürden zu überwinden und Träume zu verwirklichen.

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