Baja California mit Susanne

3 Wochen auf dem Südzipfel der Baja California

Zusammen mit meiner Freundin Susanne verbrachte ich Weihnachten und Neujahr rings um La Paz.

Am 7 Dezember machte ich mich von Marc und Amelies Büro auf, meine Freundin Susanne vom Flughafen abzuholen. Ich war aufgeregt und freute mich riesig, sie nach fast einem halben Jahr endlich wieder zu sehen und in die Arme zu schließen.

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Bevor es zum Flughafen ging, hatte ich noch einen Termin bei der privaten Krebs-Klinik Oncotech, in La Paz. Diese relativ neu gegründete Klinik setzt sich unter anderem für Menschen ein, die keine finanziellen Mittel haben, eine Krebstherapie zu bezahlen. Ziel ist es, sich in den nächsten Jahren mehr und mehr in Mexiko auszubreiten, um über das ganze Land hinweg vernetzt Menschen zu helfen.

Als ich in der Klinik ankam, traf ich auf Lydia und ihren Mann Gabriel. Lydia hatte vor fünf Jahren Brustkrebs und wurde bei Oncotech behandelt. Glücklicherweise konnte der Krebs komplett entfernt werden. Nachdem sie genesen war, entschied sie sich, eine Initiative zu gründen, um zusammen mit Oncotech Menschen, die finanziell nicht gut gestellt sind, die Möglichkeit zu geben, eine Krebs-Therapie zu bekommen.

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Lydia und Gabriel sind super liebevolle Menschen und nach dem Besuch der Klinik waren sie so nett, brachten mich zum Flughafen, dass ich Susanne abholen konnte, warteten eine gute Stunde und fuhren uns zu unserem Hotel.

Das Gefühl, Susanne nach so einer langen Zeit wieder zu sehen, war gigantisch. Obwohl wir beide trotz der großen Distanz nahezu jeden Tag Kontakt hatten, war es wunderschön, sie bei mir zu haben und zu spüren. Da wir die nächsten drei Wochen miteinander verbrachten, konnten wir uns viel Zeit nehmen und diese ohne Zeitdruck, genießen. Leider schleppte Susanne aus dem eiskalten Deutschland und den Klimaanlagen der Flugzeuge eine ordentliche Erkältung mit.

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In den ersten Tagen mit Susanne hatte ich noch ein Radiointerview bei Radio Formula in La Paz. Radio Formula ist über ganz Lateinamerika verteilt der größte Radiosender im spanischsprachigen Raum. Ich hatte einen Termin zu einem Interview, wusste jedoch nicht, was auf mich zukommen würde und saß schließlich als Ehrengast zu einem 45-minütigen Liveinterview mit den beiden Moderatorinnen im Studio.

Hier kommst du zum Interview

Nach unserem Interview kam eine Mitarbeiterin und bat mich, schnellstmöglich zum Eingang zu kommen, da dort eine alte Dame wartete, um mir ein Geschenk zu überreichen. Die Dame wurde von ihrem Sohn durch die ganze Stadt zu dem Radiosender gebracht, da sie so sehr von meinem Interview berührt war. Sie schenkte mir ein Medaillon der Guadeloupe, der in Mexiko angebeteten Maria Abbildung. Im katholischen Mexiko hat die Guadeloupe die wichtigste spirituelle Bedeutung und so war es eine absolute Ehre, dass mir dieses Medaillon, was anscheinend zudem auch ein Familienerbstück war, überreicht wurde. Die Frau wünschte mir alles Glück und Gottes Segen für meiner weiteren Reise. Ich war so sehr gerührt, dass ich einen ganz schönen Klos im Hals und etwas Tränen in den Augen hatte.

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Genau diese Begegnungen bestärken mich, dass ich mit meiner Tour das Richtige mache. Andere Menschen zu inspirieren, sie zu berühren und ihnen Hoffnung zu geben. Dieses Gefühl ist das größte Geschenk für mich!

Wenige Tage darauf war Weihnachten. Susanne und ich führten vormittags über Videotelefonie Gespräche mit unseren Familien in Deutschland und der ganzen Welt und gingen abends in ein schönes Restaurant. Da Susanne leider so erkältet war, konnte sie diesen Abend nicht besonders genießen.

Trotz ihrer Erkältung ließ sie sich in den nächsten Tagen nicht davon abhalten, die Strände rund um La Paz zu erkunden.

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Ungefähr 25 km nordöstlich von La Paz befindet sich einer der schönsten Strände Mexikos. Die Playa Balandra ist einzigartig, da hier umringt von der Wüste zwischen Kakteen ein perfekter Sandstrand mit kristallklarem, türkis schimmernden Wasser in einer traumhaftschönen Lagune ist. Da diese sehr flach ist, konnten wir bei Ebbe problemlos vom Hauptstrand zur anderen Seite spazieren und hatten einen wunderschönen Strand nur für uns alleine.

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An einem Tag fuhren wir mit den Fahrrädern von der Playa Balandra zurück nach La Paz und wurden Teil eines Unfallschauplatzes. Als wir eine schmale Straße entlang fuhren, waren hinter uns zwei Autos, die uns nicht überholen wollten, weil die Straße an diesem Punkt nicht besonders übersichtlich war. Weitentfernt, schnell näherkommend, hörte ich Motorengeräusche eines sehr rasant fahrenden Autos, welches die beiden Autos überholte und so knapp einschlug, dass es uns beiden sehr nahe kam. Die Reifen quietschen und aus dem Augenwinkel sah ich das Auto auf mich zu kommen. Der Fahrer riss das Lenkrad herum, um auszuweichen, aber das Auto war so schnell, dass es die Kontrolle verlor, über die Straße rutschte, ins Schleudern kam und sich mehrmals überschlug. Mit einem lauten Scheppern kam es mehrere Meter weiter in der Böschung auf den Reifen wieder zum Stehen.

Susanne und ich stoppten sofort, legten die Fahrräder an den Straßenrand und rannten zu dem Auto. Susanne war davon überzeugt, dass der Mann tot oder zumindest schwer verletzt sei, da das Auto total verbeult, Seitenteile abgerissen und die Windschutzscheibe komplett zerstört war. Der Fahrer des Autos kam relativ schnell zu sich und versuchte aus der Fahrertür auszusteigen, die sich jedoch nicht mehr öffnen ließ und bekam Panik. Über die Beifahrertür halfen wir dem schon etwas grün und bleichwerdenden Mann aus dem Wagen. Komplett durcheinander wusste er gar nicht genau was passiert ist, bestand jedoch hartnäckig darauf, keinen Notarzt zu kontaktieren. Nach ein paar Minuten erholte sich der Mann etwas, sagte, dass er Kämpfer sei und ihn so schnell nichts aus der Bahn wirft, sammelte die Bruchstücke des Wagens ein, setzte sich ins Auto und fuhr die Böschung hinauf und mit vier eiernden Rädern langsam davon. Wir hätten nie gedacht, dass dieses Auto noch fahrtüchtig war.

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Die beiden anderen Autos, die mit involviert waren, nahmen uns samt der Fahrräder auf die Ladefläche ihrer Pick-ups und fuhren uns zurück in die Stadt. Dafür war ich ziemlich dankbar, da ich nicht leugnen kann, nach diesem Vorfall einen leichten Schock gehabt zu haben und mir erst mal nicht mehr nach Fahrrad fahren war.

Mir wurde bewusst, welches unheimliche Glück Susanne und ich hatten bei diesem Unfall nicht involviert gewesen zu sein und glücklicherweise um einen Meter von dem Auto verfehlt worden zu sein.

Nach der ersten Woche in La Paz ging es Susanne deutlich besser und sie war wieder gesund und wir freuten uns drauf, mit dem Leihwagen den Südzipfel der Baja California zu erkunden. Mit meinem Zelt und der Campingausrüstung bewaffnet ging es in den Osten der Halbinsel über La Ventana einem berühmten Kite Surfort und Los Barilles nach Cabo Pulmo in den Nationalpark. Nahezu menschenleer hatten wir wunderschönen Sandstränden inmitten einer traumhaft schönen Natur Kulisse. Wir beobachteten nachts die Sterne und genossen in der Früh den Sonnenaufgang. Wir beobachteten Mantarochen, die aus dem Wasser sprangen und genossen das Meer. Der einzige Wermutstropfen war, dass rund um den Cabo Pulmo Nationalpark keine geteerte Straße existierte, sondern nur eine über 90 km lange Sandschotterpiste. Mit durchschnittlich 30 km/h und dem Gefühl, dass der Leihwagen durch die extremen Erschütterungen bald in seine Einzelteile zerfällt, waren wir nach 3 Tagen froh, wieder eine asphaltierte Straße zu haben.

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In Cabo San Lucas, am Südzipfel der Baja California besuchten wir meinen ehemaligen Klassenkameraden Marco und seine Frau Mayra. Marco lebt seit nun einem Jahr hier und schrieb mir zu Beginn meiner Reise in Kanada, dass ich in Mexiko bei ihm herzlich willkommen sei.

So verbrachten wir dort zwei Tage bei den beiden. Ein Highlight für mich war definitiv die Bootsfahrt an den Felsen El Arco, der die Südspitze der Baja California darstellt. An diesem Punkt treffen der kalifornische Golf und der Pazifik aufeinander. Hier fühlte ich mich mit den Elementen verbunden.

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Susannes und mein absoluter Lieblingsort war Todos Santos, eine kleine bunte Künstlerstadt, die durch den weltberühmten Hit der Eagles „Hotel California“ und dem gleichnamigen Hotel, welches den Song inspiriert haben soll, zur wahrscheinlich berühmtesten Stadt auf der Baha California geworden ist.

Hier verbrachten wir Silvester und Neujahr.

Todos Santos hat einen absoluten Charme. Historische Gebäude, kleine schnuckelige Sträßchen und überall bunte Malereien schmücken die Straßen. Das einzige Gebäude, das mittlerweile schon etwas an Charme der alten Zeiten verloren hat, ist wahrscheinlich das Hotel California.

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Wenige Kilometer von Todos Santos an der Küste liegt der Punta Lobos. Ein riesiger markanter Felsen, von dem aus gut Wale zu beobachten waren. Alle paar Minuten konnten wir beobachten, wie weit entfernt Wasser spritze oder die Schwanzflosse eines Buckelwals zu sehen war. Leider waren die Wale alle relativ weit draußen, sodass wir das Specktakel nur schwer sehen konnten. Als ich versuchte, mit meiner Kamera einen der Wale einzufangen, hörte ich Susanne rufen, dass dieses Mal ziemlich nahe ein Wal komplett aus dem Wasser gesprungen sei und sie ihn sehr gut sehen konnte. Irgendwie habe ich bisher echt kein Glück, einen Wal zu sehen. Ein paar Tausend Kilometer bleiben mir ja noch. Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf!

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Die letzte Woche verbrachten wir wieder in La Paz, waren mit Walhaien schnorcheln, was total beeindruckend war, da wir bis auf einen Meter an diese teilweise 8-10 Meter langen Tiere gekommen sind. Absolut faszinierend war es einem dieser sanften Riesen gemütlich beim Essen zuzuschauen. In aller Ruhe streckte der Hai das Maul in Richtung Wasseroberfläche und filterte kaum wahrnehmbare Kleinstlebewesen aus dem Wasser. Am letzten gemeinsamen Abend von Lydia und Gabriel zum heiligen drei Königsfest eingeladen. In den spanischsprachigen Ländern hat dieser Tag eine ähnliche Wichtigkeit wie Weihnachten.

In Mexiko ist es Tradition, dass ein Kranz gebacken wird, in dem zwei bis drei kleine Christkinder eingebacken werden. Wer beim Anschnitt eines dieser Christkinder bekommt, hat für das nächste Jahr alles Glück auf seiner Seite. Ich hatte dieses Mal doppelt Glück und bekam gleich zwei davon. Der Brauch besagt aber auch, dass man zum nächsten Feiertag im Februar das Essen für die Gruppe vorbereiten soll.

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Am nächsten Tag war leider schon der Abflug von Susanne, was uns beiden sehr schwerfiel, da wir eine wunderschöne Zeit zusammen hatten. Die drei Wochen mit Susanne haben mir gezeigt, dass es sich lohnt, für die richtige Beziehung zu arbeiten, einzustehen und dran festzuhalten auch und obwohl ich gerade mein größtes Abenteuer meines Lebens habe. Die drei Wochen waren so schön und haben mir das Gefühl gegeben, dass wir in diesen noch einmal enger zusammengewachsen sind. Voller Zuversicht blicke ich auf die zukünftige Reise und glaube fest daran, dass wir beide die Zeit meistern, obwohl ich wahrscheinlich noch ein knappes Jahr unterwegs sein werde.

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Ich bin mega dankbar das mich Susanne so sehr bei meinem Abenteuer unterstützt und finde es schön, aber auch wichtig, dass der Partner einen, beim Verwirklichen seiner Träume stärk.

Natürlich vermisse ich sie sehr und hoffe sie so bald wie möglich wieder zu sehen.

Danke Susi das es dich gibt ❤️!

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